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Das treffen mit Riyoko Ikeda.
Samstag 29 Januar 2011 - Auszüge aus dem Interview mit Riyoko Ikeda, das von Pascal Ory geführt wurde .
 
Pascal Ory (PO): Wann entschied Sie sich, Ihre Leidenschaft für Manga in einen Job zu verwandeln?

Riyoko Ikeda (RI): Ich war 18 Jahre alt und nahm an eine Bewegung teil, die die Eltern und die zeitweilige Gesellschaft kritisiert, ich wohnte aber noch zu Hause und dies war in Widerspruch zu meinen Idealen. Deshalb entschied ich allein zu leben und da ich natürlich auch für meine Lebensunterhalt arbeiten sollte, hatte ich mich an die Mangas gewidmet.

PO: Es gab schon genug Frauen in der Welt der Mangas?
 
RI: Nein, damals waren wir sehr wenige. Die Manga für Mädchen (Shoujo) waren alle von Männern geschrieben, Geschichten, die meine Kolleginnen und ich selbst damals gelesen hatten und mit denen wir aufgewachsen waren, so dass wir das Bedürfnis fühlten, eine eigenen Stil zu finden.
 
Zusammen mit den Frauen der "Gruppe 24" ( Frauen die im Jahr 1949, 24.Jahr der Showa-Ära, geboren waren ) versuchte ich, die Manga-Kultur zu verbreiten.. In einer Zeit, als die Manga als Einweg-Produkte gehalten wurden, wollten wir Werke zeichnen, die von Generation zu Generation übertragen sein würden.
 
PO: Wie waren die Beziehungen innerhalb der Gruppe 24 ?

RI: Als Mangaka haben wir sehr wenig Freizeit, wir sollten viel arbeiten, ich war nicht einmal in der Lage, die Anime Serie, die aus meinem Manga erstellt wurde, zu sehen, da ich den strengen Terminen folgen sollte. Deshalb trafen wir uns sehr selten, waren wir aber immer telefonisch in Kontakt.
 
PO: Wie haben Männer den Eintritt der Frauen in der Welt der Mangas gehalten?

RI: Damals war eine arbeitende Frau in Japan sehr unpopulär. Die Aufgabe einer Frau war, zu heiraten und für ihren Mann und ihre Kinder zu Hause arbeiten, deshalb waren unsere männlichen Kollegen sehr misstrauisch auf uns.
 
PO: Sein erstes Hauptwerk, Die Rose von Versailles, wurde auf den Seiten von Margaret, ein Magazin für junge Mädchen veröffentlicht. Welche waren die größten Schwierigkeiten?
 
RI: Die Rosen von Versailles hat seine Wurzeln in einem bestimmten Moment der europäischen Geschichte, die Zeit der Umbruch.
 
Damals entstanden Änderungen in Bezug auf die Beziehungen zwischen Männern und Frauen, und ich wollte meine Lesern darauf aufmerksam machen. Zum Beispiel konnten Marie Antoinette und Ludwig XVI sieben Jahre lang ihre Ehe wegen der Erektion-Schwierigkeiten des Königs nicht vollenden. Das war ein sehr wichtiges Ereignis im Leben des Paares, aber wie sollte man darüber an ein Publikum von nur 12 oder 13 Jahren sprechen? Die größte Schwierigkeit bei der Herstellung Die Rosen von Versailles, war die Wahl der passendsten Ton.

 

Und Margaret ist eine Fachzeitschrift. Es gab eine sehr strenge Bewertung: jede Woche konnten die Leser die Geschichten durch eine Note von 1 bis 10 bestimmen.

 

In falle meine Geschichte an der Spitze der Rangliste nicht bliebe, würde sie sicher gelöscht werden ! Jede Woche dachte ich, wie konnte ich mit Mädchen im Teenager alter mit nur 24 Seiten bezaubern? Was Neues konnte ich erfinden? Ich wollte den Manga meiner Meinung nach weiterbringen und deshalb wurde Oscar geboren.
 
PO: Sie haben oft gesagt, dass die Idee von Die Rosen von Versailles Ihnen nach der Lektüre der Biographie von Marie Antoinette von Stefan Sweig entstand...
 
RI: Ja, es ist wahr!
 
Bevor ich die Biografie von Marie Antoinette von Stefan Zweig las, wusste ich nur, dass Marie Antoinette eine Königin war, die in Versailles inmitten eines riesigen Luxus gelebt und geliebt hatte, dass diese Lebensweise die Finanzen des Reiches zerstörte und deshalb sie von seinem eigenen Volk geköpft wurde.
 
Als ich das Buch von Zweig las, wurde ich von der unglaublichen Menschlichkeit dieser Frau berührt. Ich möchte unbedingt eine Geschichte über sie zeichnen,diese Idee wuchs in einer Ecke meines Kopfes, bis ich ihr die Form eines Mangas gab: Die Rosen von Versailles!
 
PO: In Ihrem Manga gab es eine sorgfältige Beschreibung von Madame de Polignac, warum?
 
RI: Im Französisch aristokratischen Gesellschaft des achtzehnten Jahrhunderts, war Madame de Polignac das perfekte Beispiel dafür, dass die Adligen ständig nach der Gunst des Monarchen ihrer persönlichen Profit wegen strebten. Ich wollte das Leben dieser privilegierten Menschen beschreiben, die vergeblich versucht haben, das Rad der Zeit dadurch stand zuhalten, indem sie sich gegen die Revolution stellten oder nach Ausland fluchten
 
PO: Wie wurde die Wahl der männlichen Verkleidung Oscars in Japan aufgenommen?
 
RI: Es gibt zwei Aussichtspunkte: die europäische und die japanische.

Wenn wir über Jeanne d'Arc sprechen, sehen wir sie in Verkleidung. Sie war eine Frau, die männlich verkleidet kämpfen sollte und eben deswegen schließlich verbrannt wurde. Dieses Urteil enstand aus der Moral des Christentums.
In Japan sind die Menschen in der Lage, viele Rollen in Theater zu interpretieren, sowohl männliche als auch weibliche und es gibt auch Theatergruppen die nur aus Frauen bestehen. Es gibt mehr Freiheit.

Oscar könnte, nein sie sollte ein Mann sein. Ich brauchte einen Hauptmann der königlichen Truppen, die am 14. Juli beschloss, ihrem Herz und nicht ihrer Geburtsrecht zu folgen und sich zur Seite des Volkes im Kampf für ein neues Frankreich zu stellen.

Ich war aber sehr jung und hatte Angst, einen Mann als Hauptfigur in meinem Manga vorzustellen, ich fühlte mich dafür nicht bereit. So benutzte ich Christina von Schweden als Modell für Oscar. Als sein Vater starb, las man in seinem Testament, dass er seine Tochter wie einen Mann erzogen mochte.
 
PO: Nach Oscar interessierten Sie sich für Napoléon. Einer der größten Männer der Geschichte, der aber meinte, dass Frauen nur für die Hausarbeit und die Kindererziehung gut waren!

RI: Es ist wahr, aber es war ein sehr charmanter Mann!

Vor der Arbeit an Eroica: der Ruhm Napoléons machte ich eine Reise in Europa, in Frankreich, ich möchte die Orten der großen Schlachten besuchen, ich mochte persönlich verstehen, wie er lebte und ihre Armee führte. Jedes Mal wenn ich nach Paris komme, besuche ich immer das Hotel des Invalides, wo sich sein Sarg befindet.

Der französische Botschafter in Japan, als ich mit dem Legion d'Honeur belohnt wurde, sagte : "Es ist Napoléon, der jetzt an Sie antwortet".
 

 

 

 

 
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